Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern prägt zunehmend den Geschäftsalltag. Die kürzlich in Kraft getretene EU AI Act stellt Unternehmen jedoch vor neue Herausforderungen und Verpflichtungen. Die Hafen Leader Session bot CEOs eine wertvolle Gelegenheit, sich mit den wichtigsten Aspekten dieser wegweisenden Regulierung auseinanderzusetzen. Unter der Expertise von Rechtsanwältin Dace L. Luters-Thümmel wurden die entscheidenden Punkte für die Unternehmensführung beleuchtet.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Der Zeitplan ist entscheidend: Die wichtigsten Stufen des AI Acts
Gleich zu Beginn der Session wurde der maßgebliche Zeitrahmen für das Inkrafttreten des EU AI Acts verdeutlicht. Für CEOs ist es essenziell, diese Stufen zu kennen und frühzeitig die notwendigen Schritte im Unternehmen einzuleiten:
- 2. Februar 2025: Kapitel I (allgemeine Bestimmungen) und II (verbotene Praktiken) sind bereits in Kraft getreten. Dies bedeutet, dass Unternehmen sich bereits jetzt mit den Definitionen und Verboten auseinandersetzen müssen. Insbesondere Artikel 5 zu verbotenen Praktiken ist sofort bindend.
- 2. August 2025: Weitere spezifische Bestimmungen, insbesondere zu General Purpose AI und Sanktionen, werden in Kraft treten. Hier gilt es, die Entwicklungen genau zu beobachten, da bei Verstößen Geldbußen drohen können.
- 2. August 2026: Die allgemeine Geltung des AI Acts für Unternehmen wird erreicht. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle relevanten Vorschriften umfassend im Unternehmen implementiert sein.
- 2. August 2027: Weitere spezialisierte Vorschriften werden verbindlich.
KI-Kompetenz als Schlüssel: Artikel 4 des AI Acts im Detail
Ein zentraler Punkt der Diskussion war Artikel 4 des AI Acts, der die KI-Kompetenz (AI literacy) in den Fokus rückt. Anbieterinnen und Betreiberinnen von KI-Systemen müssen sicherstellen, dass sowohl das eigene Personal als auch weitere beteiligte Personen über ausreichende KI-Kompetenzen verfügen. Dies umfasst die Berücksichtigung technischer Kenntnisse, Erfahrungen sowie notwendiger Aus- und Weiterbildungen.
Die Definition von KI-Kompetenz in Artikel 3 Nr. 56 des AI Acts geht dabei über reines Anwendungswissen hinaus. Gefordert werden Kenntnisse und Verständnis für den sachkundigen Einsatz von KI-Systemen sowie ein Bewusstsein für Chancen, Risiken und mögliche Schäden durch KI. CEOs sollten sich daher fragen, wie dieses Bewusstsein in ihren Teams geschaffen und gefördert werden kann, um beispielsweise Over-Reliance auf KI-Systeme zu vermeiden.
Hier hilft unser geförderter Lehrgang zum KI Transformation Manager!
Compliance und Ethik: Ein risikobasierter Ansatz
Die Hafen Leader Session betonte den risikobasierten Ansatz des AI Acts. Je nach Risikoeinstufung eines KI-Systems gelten unterschiedliche Anforderungen. CEOs müssen verstehen, dass es verbotene KI-Systeme (Art. 5), Hochrisiko-KI (Art. 6) mit besonderen Anforderungen (Risikomanagement, Dokumentation, menschliche Aufsicht etc.), KI mit Transparenzpflichten (Art. 50) und General Purpose AI (Art. 53) gibt. Gerade im Bereich HR könnten beispielsweise bei der Entscheidungsfindung im Recruiting Hochrisikoanwendungen relevant werden. Hier ist es entscheidend, Diskriminierungsschutz und Grundrechte zu beachten.
Handlungsempfehlungen für CEOs: Jetzt die Weichen stellen
Die Expertin Dace L. Luters-Thümmel gab CEOs konkrete Handlungsempfehlungen mit auf den Weg:
- Frühzeitige Auseinandersetzung mit den neuen Regelungen ist unerlässlich.
- Die Implementierung von interner Dokumentation und Guidelines ist ein wichtiger erster Schritt.
- Der Aufbau eines nachhaltigen AI-Compliance-Managements sollte Priorität haben.
- Je nach Intensität des KI-Einsatzes im Unternehmen sollte die Benennung eines AI Officers erwogen werden.
- Schulungs- und Kompetenzprogramme für die Mitarbeitenden sind entscheidend, um die geforderte KI-Kompetenz zu gewährleisten. Hierbei ist es wichtig, den spezifischen Einsatzkontext und die betroffenen Personengruppen zu berücksichtigen. Staatlich geförderte Weiterbildungen, wie der KI Transformation Manager, können hier eine attraktive Option sein, insbesondere für kleinere Unternehmen.
- Die Integration der KI-Compliance in bestehende Unternehmensrichtlinien ist sinnvoll.
- Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der KI-Strategien ist notwendig, da sich das regulatorische Umfeld und die Technologie rasant weiterentwickeln.
Fazit: Verantwortungsvolle KI-Transformation als Chance
Die Hafen Leader Session hat deutlich gemacht, dass der EU AI Act für CEOs nicht nur eine regulatorische Herausforderung darstellt, sondern vielmehr eine Chance zur verantwortungsvollen KI-Transformation bietet. Durch frühzeitige Information, den Aufbau von KI-Kompetenz im Unternehmen und die Implementierung adäquater Compliance-Strukturen können CEOs sicherstellen, dass ihre Unternehmen die Potenziale von KI nutzen und gleichzeitig die Anforderungen des neuen Gesetzes erfüllen. Es gilt, die Welle der KI-Entwicklung aktiv zu reiten und dabei die persönlichen Begegnungen und den Austausch im Blick zu behalten, um gemeinsam die besten Ideen für die Zukunft zu entwickeln.