Zoom Fatigue – Was ist das?

Wir alle kennen mittlerweile das Gefühl, nach einem Tag voller Zoom-Calls, Microsoft-Team Meetings und Skype-Gesprächen: Müdigkeit, Ausgelaugtheit oder einfach Überanstrengung – kurz gesagt: „Zoom Fatigue“. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mittlerweile mit diesem Phänomen, denn es tritt nicht nur vereinzelt auf. Noch nie wurde so viel virtuell kommuniziert wie im letzten Jahr. Am Beispiel Zoom lässt sich das sehr gut in dem rapiden Umsatzanstieg darstellen. Allein im ersten Quartal 2021 erlebte Zoom eine Umsatzsteigerung von rund 169 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im vierten Quartal dann sogar nochmals rund 470 Prozent.1

Was wissen wir über Zoom Fatigue? 

Zoom Fatigue ist ein relativ neues Phänomen, es beschreibt Müdigkeit, Sorgen oder auch Burnout, das mit einer Überbenutzung von virtuellen Kommunikationsplattformen einhergeht.2 Da es so ein neues und doch so häufiges und intensiv erlebtes Phänomen ist, versucht die Wissenschaft es so gut es zu diesem Zeitpunkt geht, zu erklären.

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Vier Gründe für Zoom Fatigue 

Wissenschaftler*innen aus Stanford arbeiteten vier wahrscheinliche Gründe heraus, die wir Euch nicht vorenthalten möchten. 

1) Naher Augenkontakt ist auf Dauer sehr intensiv und anstrengend. 

Stellt Euch vor, Ihr sprecht über mehrere Stunden mit Personen, deren Gesicht 50-60cm von Eurem eigenen entfernt ist. Das kommt vermutlich in persönlichen Gesprächen so gut wie nie vor. Wenn alle Anwesenden im Meeting allerdings vor der Kamera sitzen und das Meeting im Vollbildmodus verfolgen, kann genau dieses Gefühl entstehen. Man sieht die Gesichter viel größer, als bei einem Treffen in einem Konferenzraum, in dem alle an einem großen Tisch weit auseinander sitzen und man Mimik meist gar nicht so bis ins Detail analysiert. In einer Konferenz lässt man den Blick auch mal für längere Zeit woanders hin schweifen und schaut nicht durchgehend auf den Bildschirm bzw. den anderen Personen ins Gesicht. Lange Zoom-Meetings mit der ständigen nahen Konfrontation der anderen Teilnehmenden kann also zu einem sogenannten Hyperarousal, einer dauerhaft erhöhten Aktvierung des Nervensystems, führen. 

2) Dauerhafte Selbstwahrnehmung ist anstrengend.

Auch hier kann man eine Videokonferenz auf das richtige Leben übertragen. Bei den meisten Videoanbietern sieht man sein eigenes Bild dauerhaft klein in der Ecke. Stelle man sich vor, in Konferenzen würde man dauerhaft in einen Spiegel schauen und könnte so genau nachverfolgen, was man tut und wie man aussieht – stressig. Genau das passiert allerdings. Welche genauen psychologischen Folgen ein mehrstündiges Videomeeting hat, ist noch nicht genau erforscht. Allerdings zeigen Studien, dass schon das Aufstellen eines Spiegels im Raum die Selbstaufmerksamkeit verändert.3 Was also mehrere Stunden am Tag bewirken, wird sich in Zukunft noch zeigen. 

3) Die Mobilität ist eingeschränkt. 

Wenn wir telefonieren, laufen die meisten von uns wahrscheinlich viel herum, auch in persönlichen Gesprächen bewegt man sich. Bei Videokonferenzen sitzt man allerdings oft stundenlang an einem Platz, was ebenfalls Anstrengung bedeuten kann – von den negativen körperlichen Folgen stundenlangen Sitzens mal ganz abgesehen 

4) Die kognitive Belastung in Videotelefonaten ist höher. 

Mimik und Gestiken zu senden und wahrzunehmen geschieht in den meisten Kontexten natürlich und automatisch. Bei Videokonferenzen ist das allerdings nicht so – Zustimmung kann durch übertriebenes Nicken oder Zeigen von Daumen nach oben signalisiert werden. Dinge, über die man im Alltäglichen nicht nachdenkt, werden so zu einer durchgehenden kognitiven Belastung. 

Was man gegen Zoom Fatigue tun kann!

Was kann man dagegen tun? 

Hilfreiche Tipps, mit denen Ihr in Online-Meetings länger fit bleibt und hoffentlich Zoom-Fatigue entgehen könnt, sind: 

  • Verkleinert Euer Zoom-Fenster und verwendet nach Möglichkeit eine externe Tastatur an Eurem Laptop, um so mehr Abstand zu den anderen Teilnehmer*innen der Konferenz oder des Meetings zu gewinnen. 
  • Verbergt Euer eigenes Video, sodass die Anderen Euch zwar sehen, Ihr selbst aber keinen dauerhaften Spiegel-Effekt habt. 
  • Schaltet bei langen Konferenzen zwischendurch auch mal die Kamera aus, um eine kleine Pause zu haben und keine gestischen oder mimischen Hinweise senden zu müssen. Steht vielleicht immer mal wieder kurz auf und bewegt Euch ein wenig. 
  • Baut Euch ein Standing Desk und wechselt regelmäßig zwischen Sitzen und Stehen.  
  • Versucht in Pausen bei langen Konferenzen herumzulaufen oder frische Luft bei einem (kurzen) Spaziergang zu schnappen – so seid Ihr später wieder produktiver. 

Phänomene wie Zoom-Fatigue sind neu und wenig erforscht, werden aber im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung bleiben eigene Erfahrungen und die Beschäftigung damit nicht aus. Es ist wichtig eigene Möglichkeiten zu kennen und anwenden zu können. Auch wenn die Entstehung und die Konsequenzen noch nicht sicher erforscht sind, hilft es schon jetzt, Strategien zu entwickeln, wie man selbst am besten mit Online-Events, Online-Konferenzen oder Online-Lehre umgehen kann.

Für mehr Informationen findet Ihr hier die gesamte Studie.

 

Geschrieben von Helena Horn.

 

1Bocksch, R. (2. März, 2021). Zooms rapider Umsatzanstieg [Digitales Bild]. Zugriff am 17. März 2021, von

2Wolf CR. Virtual platforms are helpful tools but can add to our stress. Psychology Today. May 14, 2020. Accessed October 19, 2020. 

3Carver, C. S., & Scheier, M. F. (1978). Self-focusing effects of dispositional self-consciousness, mirror presence, and audience presence. Journal of Personality and Social Psychology, 36(3), 324–332.

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