Erneut fand unsere berühmte „Hafen Leader Session“ diesmal zum Thema „Förderung von Ausbildungsplätzen“ am 7.10. online statt. Ein Thema, was viele Unternehmen sowie Auszubildende heutzutage beschäftigt.
Eine ausgezeichnete Ausbildung ist die Grundlage für die berufliche Zukunft junger Menschen und die Sicherung der ausgebildeten Fachkräfte. Für viele Auszubildende hat die Corona Pandemie allerdings dieses Jahr große Auswirkungen: Durch die Krise wurden in vielen Unternehmen nicht nur Stellen gestrichen, sondern auch keine Ausbildungsplätze für Azubis angeboten. Sowohl Ausbildungsveranstaltungen als auch Einladungen zu persönlichen Bewerbungsgesprächen standen nun auf der Kippe. Die Unsicherheit in den Ausbildungsbetrieben, ob sie diese Krise überhaupt überstehen, spielte dabei eine große Rolle. Obwohl für die Zukunft viele ausgebildete Fachkräfte benötigt werden, wurde hier also eingespart. Ein weiteres Problem liegt außerdem in der fehlenden Digitalisierung, da viele Azubis nicht ins Home-Office geschickt werden konnten. Dieses Thema führte nach den aufschlussreichen Input-Vorträgen noch zu spannenden Diskussionen.
Wir durften eine Berufsberaterin der Bundesagentur für Arbeit Düsseldorf, Frau Hoffmann und Frau Zajicek, die im Bereich des Arbeitgeberservice tätig ist, herzlich als Special Guests begrüßen! Die beiden konnten uns spannende Einblicke über die aktuellen Möglichkeiten der Förderung von Ausbildungsplätzen von Seiten der Bundesagentur für Arbeit geben.
Vielen KMU’s sind dabei die Fördermöglichkeiten nicht bekannt und die Informationsbeschaffung über dieses Thema bleibt aus. Seit dem 1. August 2020, pünktlich zum Start des neuen Ausbildungsjahres, startete das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“, welches kleine sowie mittelständige Unternehmen bis zu 249 Beschäftigten in der Corona Pandemie problemlos unterstützen sollen. Diese Förderungsmöglichkeiten bietet die Bundesagentur für Arbeit zum Beginn der Ausbildung und sogar auch während der Ausbildung an. Insgesamt umfassen die Unterstützungsmöglichkeiten der Bundesregierung vier verschiedene Förderbereiche:
- Die Ausbildungsprämie – Ausbildungsplätze erhalten
- Die Ausbildungsprämie Plus – Zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen
- Der Ausbildungszuschuss – Kurzarbeit für Auszubildende vermeiden
- Die Übernahmeprämie – Übernahme bei Insolvenz fördern
Eine weitere Förderungsmöglichkeit ist die Einstiegsqualifizierung, gekennzeichnet durch ein gefördertes betriebliches Langzeitpraktikum von mindestens sechs bis maximal zwölf Monaten. Dabei werden die zukünftigen Azubis auf die Ausbildung vorbereitet. Das Langzeitpraktikum wird monatlich mit 247 Euro gefördert, zusätzliche Vergütung für die Jugendlichen wird dann individuell mit dem Unternehmen abgestimmt. Eine richtige Chance und Bewährungsprobe für junge Menschen, denen Unternehmen nicht direkt einen Ausbildungsvertrag zutrauen.
Auch ausbildungsbegleitende Hilfen wurden in der Hafen Leader Session näher erläutert. Diese stellen kostenlose Unterstützungen der Azubis durch den Einsatz von Sozialpädagogen oder Fachlehrern für und vor Zwischenprüfungen dar. Sie können jederzeit in Anspruch genommen werden, sodass man es als eine Art Förderunterricht bezeichnen kann. In der Regel sind Azubis anfangs immer sehr skeptisch und öffnen sich nicht direkt. Durch die Sozialpädagogen werden somit viele Hemmungen abgebaut und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.
Die Zoom Session erhielt durch die abschließende offene Diskussion in der großen Runde ihre Krönung, als viele spannende und interessante Fragen der Teilnehmer*innen gestellt wurden. Es wurden individuelle Erfahrungen im Hinblick auf das Thema „Corona Pandemie“ und „Azubis“ miteinander geteilt. Auch wenn fast alle Teilnehmenden in den Unternehmen viel im Home-Office waren und flexiblere Arbeitszeiten hatten, sammelte jede*r individuelle Erfahrungen und konnte so mitzudiskutieren.
In den Diskussionen stellte sich heraus, dass viele Prozesse in Ausbildungsbetrieben nicht digitalisiert wurden und es somit noch keine einheitliche Lösung gibt. Vor allem das Thema „Azubis im Home-Office“ entpuppte sich als eine schwierige Herausforderung, die bis heute im Großteil der Ausbildungsbetriebe noch nicht gemeistert wird. Denn Auszubildende benötigen Präsenz, um sich individuell weiterzuentwickeln, Online-Unterricht erweist sich erfahrungsgemäß als ineffizient.
Die Diskussion stellt nun im weiteren Verlauf die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, für Azubis ein eigenes „Remote Working“-Konzept zu erarbeiten, sodass alle Mitarbeite*innen von zu Hause problemlos arbeiten können, so wie es in anderen Unternehmen in der Corona-Krise auch passiert ist. Das Problem in Bezug auf die Azubis ist aber, dass die Ausbildungssysteme meist sehr traditionell sind und noch keine Digitalisierung in diesem Themengebiet erfolgte. Das Konzept des Remote Working für diese Zielgruppe wurde noch nicht entwickelt. Azubis benötigen viel präsente Praxisnähe, um sich weiterzuentwickeln, sodass eine aktive und präsente Ausbildung essenziell ist. Der nächste spannende innovative Schritt im Rahmen der Ausbildung für Azubis wird also die Arbeit aus dem Home-Office. Denn sonst kann eine deutsche Erfolgsgeschichte im Hinblick auf die Azubis mit der Digitalisierung nicht standhalten und wird eventuell in Zukunft untergehen.
Wir möchten uns einmal herzlich bei unseren Special Guests Frau Hoffmann und Frau Zajicek für die wertvollen Einblicke, Informationen und den spannenden Austausch bedanken! Außerdem danken wir allen Teilnehmer*innen für das Interesse am Thema und die interessanten Fragen sowie die aktive Beteiligung! Falls Du dir die Präsentation von der Bundesagentur für Arbeit nochmal anschauen willst, kannst Du sie hier downloaden!
Wenn Du mehr über unseren nächsten Workshop „Leadership und Motivation in agilen Zeiten“ am 29.-30.10.2020 erfahren möchtest, dann klicke hier!